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Geschichten um die Windmühle zu Goldenbow
(Dieser Artikel von Burghardt Keuthe erschien
am 4.6.1994 in der Parchimer Zeitung {Beilage der Schweriner Volkszeitung ?}
und wird hier auszugsweise als Ergänzung zum Artikel „Goldenbower Mühlen“
wiedergegeben.)
...1869
dürfte der Bau vollendet gewesen sein, denn in diesem Jahr zahlte der Müller
erstmals die anfallenden Steuern. Die Holländermühle befand sich bereits im
Besitz der dritten Generation der Familie, als sie Hermann Heinrich Pagenkopf
1924 abreißen und als Galerieholländer neu aufbauen ließ. Die Feldsteinmauern
der alten Mühle fanden im Fundament der neuen Verwendung. Die Bauarbeiten
führte die im Ort ansässige Firma Stein & Tank aus. Die Mühle besaß zwei
Galerien, eine in etwa 4,5 m Höhe, umlaufend. Die andere war ganz oben am
Mühlenkopf, wo noch heute zwei große Fenster den ehemaligen Ausstieg
anzeigen. Von hier hatte man bei klarem Wetter Sicht bis nach Schwerin. Von
der unteren Galerie hing man in die Flügel eine Kiste mit Feldsteinen, wenn
der Mühlenbetrieb eingestellt wurde und ein unbeabsichtigtes Zuschlagen der
Klappen vermieden werden sollte. Dem
Zeitgeist entsprechend erhielten die Flügel der Windrose am hinteren Mühlenkopf
einen schwarz-weiß-roten Anstrich. Die Mühle erfreute sich großen Zuspruchs ,
so dass die Windkraft bald nicht mehr ausreichte, um alle Kundenwünsche zu
befriedigen. |
1929
kaufte sich der Müller eine Dampfmaschine und ließ sie in einen Schuppen neben
der Mühle einbauen. Der Dampfkessel wog schwer, und zehn Pferde mussten vor
den Wagen gespannt werden, als das Gerät vom Bahnhof auf den Mühlenberg
gefahren wurde. Über
eine Welle erfolgte die Kraftübertragung zur Mühle. Als in den dreißiger
Jahren ein Dieselmotor als Antrieb eingebaut wurde, verkaufte man die
Dampfmaschine an das Sägewerk in Suckow. Neben dem Mühlenhandwerk betrieben
die Pagenkopfs eine Bäckerei. Auch sie war entsprechend damaliger Ansichten
modern ausgerüstet. Einen Dampfbackofen besaßen im weiten Umkreis nur noch
einige Bäcker in Parchim. Der
Müller unterhielt, sozusagen als Kundenservice, einen Fuhrbetrieb. Mit einem
sogenannten Pungenwagen holte man das Korn von den Bauern und fuhr das Mehl
wieder aus. Gleichzeitig bot man frisch gebackenes Brot an, welches im
vorderen Teil des Wagens gelagert wurde. Als Pungen bezeichnete man Säcke,
die ein Fassungsvermögen zwischen ein bis zwei Zentnern hatten. |
1931
verstarb unerwartet der Müllermeister. Sein 16jähriger Sohn verstand zwar das
Handwerk, durfte aber ohne nachgewiesene Qualifikation die Mühle nicht
betreiben. Die Gesellenprüfung legte er dann bei einem Parchimer Meister ab.
Vorrangig wurden Weizen- und Roggenmehl produziert, aber auch Graupen und
Grütze (aus Gerste). Bis 1977 betrieb Wilhelm Pagenkopf Mühle (Anm.: bis
1957) und Bäckerei. Eine Weile schrotete noch die LPG in der Mühle, bis
Reparaturen anstanden, die aber nicht mehr ausgeführt wurden. Im Jahre 1986
kam die Mühle als technisches Denkmal auf die zentrale Denkmalliste. …. Burghardt Keuthe (Abschrift Ch.
P.) |